Willkommen heißt es in unserem Integrationstreff, der jeden Montag von 17–19 Uhr im Gemeindezentrum geöffnet ist.
Willkommen für alle Geflüchteten, die nun schon seit mehreren Monaten in Klein Nordende ein relativ normales Familienleben leben und Willkommen auch unseren Bürgerinnen und Bürgern, die an den
Treffen teilnehmen, um diese Menschen kennenzulernen und Integration zu leben.
Der vom Sozialausschuss ins Leben gerufene Integrationstreff unter der Leitung von Ulrike Weers ist
sehr lebendig und ich möchte Sie, liebe Leser, mitnehmen auf eine persönliche Reise durch unsere
Montagabende, auf die ich mich immer wieder freue: Meistens sind wir, das sogenannte Helferteam, vor den Flüchtlingsfamilien da. Wir rücken Stühle und Tische, stellen Tee und Mineralwasser bereit und langsam füllt sich der Raum mit den fremdländischen, aber freundlichen Menschen. Ihre Namen sind teilweise Zungenbrecher und klingen in unseren Ohren ungewöhnlich, aber umgekehrt verhält es sich sicher genauso. Freundlich und respektvoll begrüßen wir uns alle per Handschlag.
Einige Abende sind mit Themen gefüllt: Vorträge über Müllsortierung, Energiesparen oder das richtige Lüften in den Wohnungen. Wir erklären, dass Männer und Frauen bei uns gleichberechtigt sind und Freiheit und Gleichheit zu den höchsten Werten im deutschen Grundgesetz gehören. Das können wir nur, weil wir einen hervorragenden Übersetzer haben: Abdu L. lebt seit über 35 Jahren im Ort und spricht arabisch. Das verstehen und sprechen die Familien.
Großes Engagement zeigen auch junge Leute aus Klein Nordende, nicht älter als 20 Jahre. Sie kommen zum Treff und üben mit den gleichaltrigen Flüchtlingen anhand von Unterrichtsmaterialien Deutsch. Eine Bereicherung für beide Seiten. Und auch hier wird deutlich, wie wichtig gegenseitige Akzeptanz ist, sonst funktioniert Integration nicht. Die kleinen Kinder sind glücklich, wenn sie mit unseren Seniorinnen und Senioren Mensch-ärgere-Dich-nicht oder Memory spielen. Viele private Kontakte sind schon entstanden.
Es gibt aber auch Montage, da ist alles anders – einfach orientalisch: Die Frauen der Familien bringen
selbstgekochte Speisen mit, es duftet gut, wir sitzen zusammen, essen, lachen und versuchen Gespräche zu führen. Alle sind sehr bemüht, die deutsche Sprache zu erlernen. Aber das ist nicht leicht für diese Menschen, die nicht einmal unsere Buchstaben kennen, weil ihr Schriftbild in ihrer Heimat ein ganz anderes ist. Sie müssen lernen, von links nach rechts zu schreiben und nicht mehr umgekehrt. In diesen Momenten bin ich sehr glücklich, dass ich nicht in einem arabischen Land Schutz suchen und ihre Sprache lernen muss. Ich würde sicher kläglich scheitern.
Oftmals halte ich mir in manchen Situationen „einen Spiegel“ vor, um zu verstehen oder um FAIRständnis zu entwickeln und kann Sie nur ermuntern, einmal in unserer bunten Welt vorbei zu schauen. Sie gibt einem viel. Willkommen!
Andrea Grafe