Im Sommer 2021 feiert Zempin ein Jubiläum

Gastbeitrag von Hilde Stockmann, Zempin

Zempin auf der Insel Usedom wurde erst spät als Wohnort gegründet. Die Insel wurde durch die Slawen besiedelt, die auch vielen Orten und Landschaften ihre Namen gaben. Bischof Otto von Bamberg taufte schon 1128 die Slawen auf dem Boden der heutigen Stadt Usedom. Im Süden der Insel fand sich guter Ackerboden, der eine erfolgreiche Besiedlung mit Unterstützung der Mönche des Klosters Grobe, später in Pudagla, ermöglichte. An der Küste der Ostsee war es schwer, eine Familie von dem mageren Grund und Boden zu ernähren. Fischfang im Achterwasser verhalf zum Überleben – im Sommer wie auch im Winter. Selbst baute und reparierte man aus
Holz, Lehm und Schilfrohr sein Haus. Diese arme Lebensweise über Jahrhunderte erkennt man teilweise noch heute an den kleinen mit Schilfrohr gedeckten Fischerhäusern am Achterwasser, wo die Besiedlung begann.

450 Jahre seit der schriftlichen Ersterwähnung

Am 04. Juli 1571 wurde vom Pommernherzog Ernst Ludwig mit einer Verordnung bekannt gegeben, welche Orte Abgaben aus dem Fischfang im Achterwasser an den Hof, das Schloss in Wolgast, zu leisten hatten. Da das Achterwasser damals die Bezeichnung „Lassansches Wasser“ trug, wird diese Verordnung „Lassansche Wasserordnung“ genannt. Das Achterwasser ist eine Bucht des Peenestroms und führt somit Süßwasser. Der Herzog bestimmte mit dieser Verordnung, welcher und wie viel Fisch, je nach Fangart, abzuliefern war. So wurde festgelegt, dass vom Fang jeder dritte Fisch an den Landesfürsten nach Wolgast zu geben war. Außerdem gehörte dem Fürsten der Herrenfisch, das waren Stör, Lachs, Wels und Karpfen, außerdem der Vorfisch, das war der beste Fisch nach den Herrenfischen.

Seit 1993 besteht die Partnerschaft zwischen den Gemeinden Klein Nordende und Zempin auf Usedom

Wie haben wir uns gefunden?
Die Zempiner Feuerwehr erhielt eine Einladung zur 100-Jahrfeier der Freiwilligen Feuerwehr von Klein Nordende für den 01.07.1990. Vier Kameraden fuhren mit Benzinkanistern im Kofferraum, um unterwegs im Westteil Deutschlands tanken zu können, da an diesem Tag für die ehemaligen DDR-Bürger erstmals die DM ausgegeben wurde, nach Klein Nordende. Im September 1990 kamen der Bürgermeister Günter Hell und Vertreter der Gemeinde und von Vereinen aus Klein Nordende zu Besuch. So lernten wir uns kennen. Es fanden
interessante und bewegende Gespräche statt und man beschloss diese Verbindung auszubauen.

1993 am 15. Mai wurde die Partnerschaft mit der Gemeinde Klein Nordende feierlich besiegelt. Es entstand eine lebendige Verbindung zwischen Alt und Jung mit gegenseitigen Besuchen bis heute. Vor der Schule wurde eine kleine Schwarzkiefer gepflanzt.

Zempin – 1990 Kiefernpflanzung
Zempin – 1990 Kiefernpflanzung

Nach den vielen Jahren ist aus der kleinen Kiefer ein mächtiger Baum geworden. Genauso wie sich der Baum entwickelte, ging ist es auch mit der Partnerschaft bis heute voran.

Über die Autorin:
Hilde Stockmann war die erste „Nachwende-Bürgermeisterin“ in Zempin. Bis 2004 stand sie an der Spitze unserer Partnergemeinde.
Frau Stockmann und unser damaliger Bürgermeister Günter Hell (WG) haben sich mit ganzer Kraft für die Partnerschaft unserer beiden Gemeinden eingesetzt. Im „Ruhestand“ engagiert sich Frau Stockmann im Heimatverein, hält Vorträge zur Inselgeschichte und schreibt Bücher. Das neue Werk „Usedomer Inselkunde Nr. 7 – Sturmfluten auf Usedom“ – ist gerade fertiggestellt.

Ob das Jubiläumsfest (geplant für den 17.07.21 mit Festumzug) stattfinden kann, bleibt Coronabedingt abzuwarten. Der Heimatverein hat aber eine umfangreiche Ausstellung zum Thema „damals und heute“ vorbereitet, die in „Uns olle Schaul“ gezeigt wird.

Zempin – „Uns olle Schaul“ mit Kiefer.
Zempin – „Uns olle Schaul“ mit Kiefer.

Das dazugehörende Buch (Zempin auf Usedom 450 Jahre – Usedomer Inselkunde Nr. 8) wurde ebenfalls von Frau Stockmann als Autorin auf den Weg gebracht. (Verlag epubli, ISBN 978-3-753159-89-4)

Wünschen wir unseren Freunden, dass gefeiert werden kann. Über einen Besuch zum Jubiläum werden wir aufgrund der derzeitigen Lage im Rahmen der Möglichkeiten kurzfristig entscheiden.

* Alle Bilder wurden uns von Frau Stockmann zur Verfügung gestellt.

Ulrike Weers
Kultur- und Sportausschuss